Perfetti

Das Konzept der Neurokognitiven Rehabilitation nach Prof. Perfetti

Das Ziel der kognitiven Rehabilitation ist die Reorganisation des Nervensystems, das sich nach Einwirken einer Schädigung in einem pathologischen (veränderten) Zustand befindet. Durch die gezielte Aktivierung von kognitiven Prozessen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Merkfähigkeit, Wahrnehmung) soll das zentrale Nervensystem angeregt werden, um physiologische Bewegungen zu ermöglichen.

Das Konzept wurde Anfang der 1970er Jahre von Prof. Carlo Perfetti (1940-2020) ursprünglich speziell für Hemiplegiepatienten entwickelt. Es wird aber auch bei Patienten mit orthopädischen oder chirurgischen Erkrankungen und Handverletzungen angewendet. Möglich ist auch der Einsatz bei Kindern und Schmerzpatienten.

Dem therapeutischen Vorgehen liegt eine "systemische Anschauungsweise" zugrunde. Das bedeutet, dass menschliche Fähigkeiten wie Bewegung, Wahrnehmung und kognitive Leistungen nicht isoliert betrachtet und behandelt werden dürfen, sondern eine funktionelle Einheit bilden, die nur im gegenseitigen Austausch Erkenntnisprozesse (Kognition) hervorbringen. »Kognitiv« heißt »auf Erkenntnis beruhend«.

Der Erkenntnisprozess ist eine zentrale Fähigkeit des Menschen und auch eine zentrales Element der kognitiven Rehabilitation. Um zur Erkenntnis zu gelangen, benötigt der Mensch die Fähigkeit der Wahrnehmung, der Bewegung und mentale Fähigkeiten gleichzeitig. Besonders wichtig für den Erkenntnisprozess ist die Wahrnehmung, denn durch diese erhält das ZNS Informationen vom Körper und der Umwelt, die es für die Programmierung und Ausführung von Bewegungen benötigt. Der Wahrnehmungsprozess stellt demzufolge einen wichtigen Teil der Bewegung dar. Bewegung erzeugt Informationen und Information ermöglicht das Entstehen der Bewegung. Ist dieser Informationskreislauf gestört, können physiologische Bewegungsabläufe nicht entstehen.

Die Reorganisation des Systems soll durch die Aktivierung programmierter Lernprozesse geschehen. Ohne Aufmerksamkeit ist dies nicht möglich. Daher nimmt die aktive und gerichtete Aufmerksamkeit des Patienten einen besonderen Stellenwert ein. Indem der Patient seine Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Elemente seines Körpers lenkt (gelenkter Wahrnehmungsprozess), lernt er die Komponenten der Spastizität nicht entstehen zu lassen bzw. eigenständig zu kontrollieren. Nicht mehr der Therapeut soll eingreifen, sondern der Patient soll lernen, seine kognitiven Fähigkeiten einzusetzen, um die pathologischen Elemente selbst kontrollieren zu können.

Quelle: Verein für kognitive Rehabilitation